Bericht zur Vermögensverwaltung - Q3 / 2023
Aktuelle Informationen zu den Kapitalmärkten und Ihrer Vermögensverwaltung (Stand 30.09.2023)
Der Schritt der amerikanischen Notenbank (Fed) die Zinsen Ende September nicht zu erhöhen, hat zu einigen Kurskorrekturen an den Aktienmärkten geführt. Diese Entscheidung war für die meisten Analysten keine Überraschung. Daher war es verwunderlich, dass die Börsen so negativ reagiert haben. Der Grund dafür waren die Äußerungen von Jerome Powell, dem Chef der Fed. Solange das Primärziel, die Inflation weiter zu senken, noch nicht erreicht sei, muss weiterhin mit Zinserhöhungen gerechnet werden. Es ist also davon auszugehen, dass die Zinsen in den USA längere Zeit auf höherem Niveau verbleiben.
Ein weiteres Problem, vor dem die USA in den letzten Wochen stand, ist der abermals drohende Shutdown. Republikaner und Demokraten konnten sich lange nicht auf einen neuen Staatshaushalt einigen und die am letzten Septemberwochenende erzielte Einigung ist nur von kurzer Dauer. Grund hierbei ist, dass die verabschiedete Übergangsfinanzierung nur für 45 Tage gilt. Im November könnte der politische Machtkampf also in die nächste Runde gehen.
In Europa machen sich die negativen Auswirkungen der EU-Wirtschaftspolitik in Form von „Regulierungen“ und die restriktive EZB-Zinspolitik immer deutlicher bemerkbar. Die Wirtschaft stagniert und die Aussichten trüben sich immer weiter ein. Die europäische Zentralbank (EZB) erhöhte die Zinsen weiter, um so die Inflation wieder auf das erklärte Ziel von 2% zu senken. Die höheren Zinsen haben zur Folge, dass zwar die Inflation wie gewünscht schon seit ca. einem Jahr zurückgeht, aber auch, dass weniger Geld ausgegeben bzw. investiert wird und die Konjunktur dadurch geschwächt wird. Die Lenkungsmanöver der EU für Bürger und Unternehmer in Form von immer neuen Regulierungen bei gleichzeitig steigender Staatsverschuldung führen zu Verunsicherung, hohen Bürokratiekosten und einem sinkenden EUR-Kurs, was in der Folge zu höheren Importpreisen und damit steigenden Preisen führt.
Auch aus Asien häufen sich in den letzten Wochen die negativen Schlagzeilen. Nachdem es zu Beginn des Jahres noch so aussah, als käme die chinesische Wirtschaft nach dem plötzlichen Ende aller Corona-Schutzmaßnahmen wieder in Schwung, zeichnet sich mittlerweile ein ganz anderes Bild ab. Das selbsternannte Wachstumsziel von 5% könnte durch weniger Exporte und weniger Konsum ins Wanken geraten. Als Maßnahme senkt die chinesische Notenbank die Zinsen, aber ob dies kurzfristig zum gewünschten Erfolg führt, bleibt abzuwarten. Außerdem bleibt die Lage am chinesischen Immobilienmarkt weiterhin kritisch. Der angeschlagene Immobilienkonzern Evergrande hat Schwierigkeiten seine fälligen Anleihen zurückzuzahlen. Manch einen erinnert dieses Szenario an die Immobilienkrise im Jahr 2008, die sich dann zu der Finanzmarktkrise ausgeweitet hat. Ein weiterer Punkt ist, dass der chinesische Machthaber Xi Jinping wieder verstärkt auf seine „kommunistischen Werte“ setzt und Abstand zu dem in den letzten Jahrzehnten entstandenen Pragmatismus in Sachen Unternehmertum und Marktwirtschaft nimmt. Ein gutes Beispiel ist die aktuelle Jugendarbeitslosigkeit. Im Juni waren nach offiziellen Angaben mehr als 20 Prozent der 16 bis 24-Jährigen in den Städten ohne Job. Die chinesische Statistikbehörde hat seit Juli jedoch keine neuen Zahlen mehr veröffentlicht. Ganz nach dem Motto: „Wenn du ein Problem hast, löse es. Wenn du es nicht lösen kannst, hast du auch kein Problem“. Die erratische und nicht mehr prognostizierbare Politik in China erschwert die Einschätzung, in welche Richtung das Land steuern wird und welchen Beitrag China zum globalen Wachstum noch liefern kann. Aus diesem Grund spielen chinesische Aktien in unseren Portfolien derzeit so gut wie keine Rolle mehr. Die desaströsen Auswirkungen der chinesischen Politik lassen sich am Kursverlauf der Aktien ablesen: Während der globale Aktienmarkt seit 2018 um mehr als 60% gestiegen ist, haben chinesische Unternehmen den Anlegern per Saldo fast 20% Verluste gebracht. Seit dem Höchststand im Jahr 2021 sind die Aktien sogar um rd. 50% gefallen!
Unsere Vermögensverwaltungsstrategien
In unseren Trendfolgestrategien haben wir weiterhin die Aktienquote voll ausgeschöpft. Zwischenzeitlich waren wir aber wieder mal dicht an einem Verkaufssignal.
In unseren aktiv gemanagten Strategien haben wir im 3. Quartal die Aktienquote weiterhin nicht voll ausgeschöpft, wir haben uns aber für eine Erhöhung von Gold entschieden. Nachdem wir hier im Frühjahr einen Teil der Gewinne mitgenommen haben, haben wir unsere Goldquote wieder in etwa verdoppelt. Gold ist noch immer eine Absicherung für plötzliche, politische oder wirtschaftliche Risikofälle.
Bei Anleihen sind wir weiterhin in kurzlaufende Euro- und/oder US-Staatsanleihen investiert. Aufgrund der schnellen Zinserhöhungen der letzten 1 ½ Jahre bieten kurzlaufende Anleihen höhere Renditen als längerfristige Investments in diesem Bereich.
Ausblick:
Die Kapitalmärkte wurden in den letzten Monaten mit schlechten Nachrichten überhäuft. Trotzdem sind die Kurse gestiegen. Warum? Die Investoren wenden stets den Blick in die Zukunft und gehen davon aus, dass die Zinsen nicht mehr viel steigen werden und die globale Wirtschaft, vor allem in den USA und Europa, auch im Jahr 2024 wachsen wird. Das bedeutet Chancen für gute Geschäfte und steigende Unternehmensgewinne. Die großen Anstrengungen der Staaten und Unternehmen bei der Dekarbonisierung, der alternativen Energiegewinnung, der Entwicklung der künstlichen Intelligenz und der Digitalisierung befördern Investitionen und führen zu Wachstum von Umsätzen und Gewinnen. Deutschland spielt hier derzeit eine unrühmliche Rolle, die unseren Blick auf das Ganze trübt. Die völlig zerstrittene und überfordert wirkende Ampel-Regierung hat uns aus ideologischen Gründen auf eine wirtschaftliche Talfahrt geschickt. Hohe Steuern, ausufernde Bürokratie, unnötig teure Energie und schlechte Gesetze überfordern und demotivieren zunehmend die Unternehmen und die Bürger. Es wäre notwendig, einen neuen Kurs einzuschlagen, dies ist aber noch nicht erkennbar. Aber Regierungen kommen und gehen… Wir sehen also in der aktuellen Schwäche Deutschlands keinen Grund, unsere langfristigen, global diversifizierten Investmentstrategien zu ändern.
Im Gegenteil: Endlich gibt es wieder Zinsen und in unseren Anleihenfonds werden derzeit aufs Jahr 4-5% verdient. Sogar auf Girokonten werden Zinsen von deutlich mehr als 2% gezahlt. Die Aktien haben in den ersten 9 Monaten 8% erwirtschaftet, Gold 3% und die Anleihen 2%. Trotz aller Probleme kann 2023, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, ein richtig guter Jahrgang werden.
Wir bleiben daher weiterhin breit gestreut in Aktien, Gold und Anleihen investiert und fokussieren uns bei den Unternehmen auf erfolgreiche Unternehmen in attraktiven Wachstumsbranchen.
Bei Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Ihre Böker & Paul AG