Bericht zur Vermögensverwaltung - Q3 / 2024
Aktuelle Informationen zu den Kapitalmärkten und Ihrer Vermögensverwaltung (Stand 30.09.2024)
Nach einem exzellenten ersten Halbjahr begann im Juli auch an den Kapitalmärkten die Sommerpause. Zunächst verlief auch alles in ruhigem Fahrwasser, aber dann versetzte Anfang August ein plötzlicher 12%iger Kursrückgang am japanischen Aktienmarkt die Anleger weltweit in Aufregung. Die Kurse erholten sich zwar fast genauso schnell wieder, wie sie zurückgegangen waren, lösten aber vorübergehend auch größere Kursrückgänge an allen Börsen aus. Wie so oft wurden damit der August und September zu volatilen Börsenmonaten.
Was war passiert?
Die japanische Notenbank hatte überraschend die Leitzinsen erhöht. Dies hatte massive Folgen für gewaltige Spekulationsgeschäfte (man spricht von rd. 1 Bio. USD), die als „Carry Trade“ bezeichnet werden. Diese Geschäfte funktionieren vereinfacht wie folgt: Ein spekulativer Anleger leiht sich Geld in einer Währung mit niedrigem Zinssatz (in diesem Fall in Yen) und legt es in einer anderen Währung mit höherem Zinssatz (zum Beispiel in US-Dollar) an. Das Ziel dieser Strategie ist es, von den Zinsdifferenzen zwischen den beiden Währungen zu profitieren. Zugleich bestehen noch Aussichten auf Währungsgewinne, da Währungen mit hohen Real-Zinsen zur Aufwertung neigen. So entstehen sehr hohe Gewinnchancen, aber auch entsprechend hohe Risiken. Diese liegen vor allem in unerwarteten Zins- und Wechselkursentwicklungen. So kam es dann auch im Yen-Carry-Trade: Durch die unerwarteten Zinserhöhungen in Japan stiegen nicht nur die Kreditzinsen für die Investoren, sondern auch der Yen-Kurs zum US-Dollar, wodurch sich die Schulden der Spekulanten erhöhen. Die Spekulanten waren gezwungen, Ihre Kredite zurückzuzahlen, um die Verluste zu begrenzen und haben dazu Aktien und Anleihen im großen Umfang verkauft. Das führte dann zu den vorübergehenden Kursrückgängen.
Spekulative Geschäfte wie Carry Trades enden sehr häufig mit hohen Verlusten und sind aus unserer Sicht zu meiden. Sie kennen es ja: Gier frisst bekanntlich Hirn.
Von der positiven Seite haben sich die Inflationsraten sowohl in den USA als auch in Europa gezeigt. Sie bewegen sich nur noch leicht über dem von den Notenbanken ausgegebenen Ziel von ungefähr 2%. Aus diesem Grund hat nun auch die amerikanische Notenbank (FED) begonnen Ihre Leitzinsen zu senken und direkt einen großen Zinsschritt um -0,5% beschlossen. Auch die europäische Zentralbank hat ihre Zinssenkungen fortgesetzt und die Zinsen nochmals um 0,25% reduziert. Damit ist die Phase steigender Zinsen endgültig vorbei und es sind weitere Zinsreduktionen zu erwarten.
Anleger sollten nun aufpassen und kurzfristige Gelder besser in Anleihen und Aktien investieren.
Diese profitieren von sinkenden Zinsen, während Festgeld- und Tagesgeldzinsen bei jeder Zinssenkung ebenfalls zurückgehen.
Unsere Vermögensverwaltungsstrategien
In unseren Vermögensverwaltungsstrategien hatten wir im Juli unsere Aktienquoten nochmal reduziert, was angesichts der Schwankungen im August und September eine gute Entscheidung war. Auf Grund der nun gestarteten Zinssenkungsphase haben wir die Aktienquoten Ende September wieder aufgestockt, sind aber noch etwas defensiv aufgestellt und die abgesenkten Aktienquoten werden wir nur nach und nach wieder erhöhen. In den Trendfolgestrategien sind wir weiterhin voll investiert. Die Korrekturen im August und September haben kein Verkaufssignal ausgelöst.
Erfreulich: Die Performance der von uns verwalteten Wertpapierportfolien ist auch über den Sommer weiter gestiegen. Zum 30.06.2024 betrug das Plus 9,08% und ist bis zum 30.09.2024 auf 11,96% gestiegen. Die konservativen Strategien liegen nun ca. 6% im Plus, die ausgewogenen Strategien zwischen +8 bis +10% und die wachstumsorientierten Portfolios bei +12 bis zu +16%.
Unser Ausblick auf das Jahresende:
Die Zinssenkungen sollen der Wirtschaft zu neuem Aufschwung verhelfen, was in der Folge auch zu steigenden Aktienkursen führen dürfte. Allerdings gibt es noch viele Störfaktoren, die diesen Aufschwung stoppen könnten: Die US-Konjunktur ist wackelig und die Wirtschaft in der EU stagniert, während die Staatsschulden ungehemmt steigen. Die angespannte Lage im Nahen Osten, sowie die sich ausweitenden Handelskonflikte und Strafzölle sind potenzielle Gefahrenherde. Und: Der Präsidentschaftswahlkampf in den USA geht in die heiße Phase und es ist völlig ungewiss, wer 2025 ins Weiße Haus einziehen wird. Erfahrungsgemäß haben politische Ereignisse zwar nur kurzfristige Auswirkungen auf die Kapitalmärkte, aber die extreme politische Spaltung in den USA und die Unberechenbarkeit von Donald Trump könnten zu Turbulenzen nach der Wahl führen.
Unser spezielles Sorgenkind ist die EU. Frankreichs und Italiens überbordende Schulden und Deutschlands verheerende Wirtschafts- und Energiepolitik bedrohen den Wohlstand der Bürger. Bis sich die wirtschaftliche Lage in der EU wieder erholt, wird es wohl noch etwas dauern. Vieles hängt jetzt davon ab, ob die EU wie angekündigt, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen tatsächlich in den Vordergrund stellt. An der Stelle zitieren wir mal Goethe: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt (noch) der Glaube.“ Die angespannte Lage im Nahen Osten hatte bisher keinen starken Einfluss auf die internationalen Kapitalmärkte. Aktuell erwarten wir, dass das so bleiben wird, aber sicher ist das nicht.
Fazit:
Bis die Auswirkungen der Zinssenkungen Wirkung zeigen, werden noch ein paar Monate vergehen, in denen es aber auf Grund von politischen Ereignissen an den Börsen vorübergehend noch turbulent werden kann. Aber vor dem Hintergrund weiterer Zinssenkungen und der damit zu erwartenden Konjunkturverbesserung blicken wir derzeit vorsichtig optimistisch auf das Jahresende und auch auf das kommende Jahr.
Bei Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Ihre Böker & Paul AG