"Welche ist die richtige Strategie im Umgang mit Risiko"

Neue Pressemitteilung des FPSB Deutschland: Welche ist die richtige Strategie im Umgang mit Risiko?

Nachdem wir im ersten und zweiten Artikel zum Thema Risiko wichtige Begriffe besprochen, Risiko als neutral zu bewertenden Begriff identifiziert und das Liquiditätsrisiko als besonders relevant entdeckt haben, wollen wir nun mögliche Strategien im Umgang mit Risiko diskutieren.

Wegen der diskutierten Wahrnehmung des Risikos als Gefahr, bevorzugen viele Privatanleger intuitiv eine Strategie der Risikovermeidung. Schaut man genauer hin, stellt sich heraus, dass nur vermeintlich Risiko vermieden wurde oder es zu einem Tausch eines Risikotyps gegen einen anderen kam. Hört man beispielsweise mit dem Ziel ‚Kniebeschwerden zu vermeiden‘ auf regelmäßig Laufen zu gehen, erhöht man gleichzeitig das Risiko, an einer Herzerkrankung zu erleiden. Ähnliches gilt auch für Anleger. Wenn Sie aus Angst vor Schwankungen Ihres Vermögens eine Anlage am Kapitalmarkt scheuen, erhöhen Sie damit gleichzeitig den Effekt des Kaufkraftverlusts ihres Vermögens und steigern die Wahrscheinlichkeit, in der Zukunft nicht über ausreichend Geld für ihre Wünsche und Bedürfnisse zu verfügen. Es besteht also gar nicht die Möglichkeit risikofrei zu leben. Immer wenn das vermeintlich der Fall ist, käme eine ordentliche Risikoanalyse zu dem Schluss, dass tatsächlich unbewusste Risiken vorhanden sind. Es ist aber hingegen möglich zu ermitteln, welche Kombination an Risiken möglich ist und diese zur eigenen Lebenssituation passend auszuwählen.

Ebenfalls keine gute Strategie im Umgang mit Risiko ist das Akzeptieren schlechter Risiken. Solche schlechten oder vergeblich eingegangene Risiken reduzieren lediglich einseitig die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung. Ein Beispiel hierfür ist ein konzentriertes Aktienportfolio mit nur ein paar hundert oder noch weniger Titeln. Seit vielen Jahrzehnten kommen Finanzmarktforscher zu dem Schluss, dass ein Aktienportfolio mit möglichst vielen Unternehmensanteilen, d.h. mehreren tausend Aktien, überlegen ist. Es ist weniger schwankungsanfällig und liefert allgemein verlässlichere Ergebnisse. Es gibt also wirklich keine guten Gründe, nur ein paar wenige Titel zu halten.

Es doch zu tun, erhöht für die Anleger einseitig die Gefahr, schlechte Ergebnisse zu erzielen. Es ist also wichtig, lohnende von nichtlohnenden Risiken zu unterscheiden, wobei ein Blick in die Finanzmarktforschung hilft: Aktien liefern langfristig ein breiteres Spektrum an höher zu erwartenden Renditen als Anleihen. Innerhalb der Aktien lassen sich auch systematische Renditeunterschiede oder Prämien für kleine, relativ günstige (sogenannten Value-Aktien) oder besonders profitable Unternehmen ausmachen. Auch als Anleiheinvestor werde ich für das Eingehen von Durations- und Bonitätsrisiken mit einer höheren Renditeerwartung kompensiert. Zusätzlich gibt es auch Anhaltspunkte für alternative Risikoprämien, wie z.B. eine Illiquiditätsprämie.

Ebenfalls zu vermeiden sind unpassende Risiken, also welche die nicht zu der Situation des Investors passen. Investoren, wie Selbständige und Unternehmer mit ihren stark schwankenden Verdiensten, verfügen beispielsweise über weniger gute Möglichkeiten, Bedürfnisse aus ihren laufenden Einkommen zu bezahlen, als das einem Pensionär möglich ist, der eine regelmäßige Rentenzahlung erhält. Ein solcher Pensionär kann also ein höheres Illiquiditätsrisiko eingehen, während unternehmerisch tätige Menschen besonders auf eine ausreichend liquide Vermögensstruktur achten sollten.

Ganz allgemein lässt sich wohl sagen, dass die meisten Investoren Liquiditätsrisiken zu wenig Aufmerksamkeit schenken, (Wert-) Schwankungsrisiken hingegen überbewerten. Genau hier setzen Finanzplaner an: Sie schaffen im ersten Schritt gemeinsam mit ihren Mandanten Klarheit über deren Bedürfnisse sowie Wünsche. Sie quantifizieren dabei auch die zur Deckung notwendigen finanziellen Mittel und erheben deren Fristigkeit. Dabei beziehen sie auch steuerliche Aspekte mit ein, berechnen also etwa die tatsächlichen Nettoerlöse eines Investments.

Ebenso decken sie möglicherweise drohende Kapitalerfordernisse auf und berechnen beispielweise, wie viel Kapital zur Finanzierung des gewohnten Lebensstandards im Fall der Berufsunfähigkeit aufzubringen wäre. Erst danach kann es Klarheit über die Risikotragfähigkeit eines Anlegers geben. Nun kann es sinnvoll sein, das Risikobudget des Anlegers mit lohnenden und geeigneten Risiken auszuschöpfen, weil so die erwartete Rendite maximiert werden kann. In jedem Fall verfügt der Anleger aber über Klarheit bezüglich seiner Situation, wodurch sich ein Gefühl der Sicherheit und Zufriedenheit einstellt.

Quelle: Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. – Newsletter vom 16.12.2022
www.fpsb.de

Bild: janilson furtado – unsplash